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Interview mit Herrn Dr. Kaiser, Institut für Virologie der Uniklinik Köln am 16.12.2013

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5 Fragen - 5 Antworten

Ein interessantes Kurzinterview mit dem Institut für Virologie am Universitätsklinikum Köln über das Netzwerk Respiratorische Viren - die Idee, die Entwicklung und die Ergebnisse!

 

MEDEORA: Herr Dr. Kaiser, Sie arbeiten am Institut für Virologie der Uniklinik Köln und haben mit Herrn Prof. Adams aus der Uniklinik Düsseldorf die Plattform RespVir, ein Netzwerk für respiratorische Viren, gegründet. Können Sie beschreiben, wie das Projekt entstanden ist, und worum es bei RespVir (http://rvdev.medical-dpc.com) geht?

Dr. Kaiser: Vor ca. 5 Jahren hat mich ein Bekannter, der sich mit dem Auftreten von RSV beschäftigt, gefragt, wie man erkennt, wann „RSV-Saison“ ist und wann diese vorbei ist. Bei der Recherche mussten wir feststellen, dass die Datenlage dazu sehr dünn ist. Eine prophylaktische Gabe eines Medikaments ist möglich, wird aber nur bei Frühgeborenen verabreicht, wenn RSV zirkuliert. Ohne eine entsprechende Datensammlung ist ein solches Vorgehen mit großer Unsicherheit belegt, das heißt: Zu früher Einsatz des Medikaments versursacht unnötige Kosten, ein ausbleibender Einsatz trotz zirkulierendem RSV bedroht Leben! Dann haben wir mit Firmenunterstützung das Respiratorische Netzwerk „RespVir“ gegründet. In diese Web-Anwendung können die teilnehmenden Labore ihre Ergebnisse zu den respiratorischen Viren eintragen und in Echtzeit sehen.

 

 

 

 

 

 

MEDEORA: Wie gut wurde die Idee bei den Laboren angenommen?

Dr. Kaiser: Die Motivation der teilnehmenden Labore ist deshalb so hoch, da es zwar mit dem Influenza-Netzwerk des RKI eine gute Meldung über die Influenza-Fälle in Deutschland gibt, aber keine zeitnahen Daten über RSV oder andere Viren, die respiratorische Infekte verursachen. Mittlerweile nehmen nicht nur deutsche universitäre Einrichtungen am Netzwerk teil, sondern auch Institute in Österreich, der Schweiz und den Niederlanden und niedergelassene Labore in Deutschland. Insgesamt sind das nun über 42 Labore und auch wenn die Zahl der Meldungen pro Monat natürlich jahreszeitlich beträchtlich schwankt, liegt sie mittlerweile immer über 1.000/Monat. Das entspricht je nach untersuchtem Panel 10.000 bis 20.000 Virus-untersuchungen/Monat. Die Anzahl aller untersuchten Patienten lag Ende 2013 bei knapp 80.000. Allein für die Influenza A wurden bisher rund 40.000 Befunde erhoben.

 

MEDEORA: Nach der erfolgreichen Entwicklung von RespVir haben Herr Prof. Adams und Sie vor kurzem die entsprechende Internet-Präsenz eröffnet, wo der aktuelle Verlauf der 20 wichtigsten Viren aus dem Bereich respiratorischen Erkrankungen zeitnah verfolgt werden kann: http://rvdev.medical-dpc.com, und es wurde nach einem Interview mit Herrn Prof. Adams ein Artikel auf Spiegel-Online veröffentlicht. (http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/schuetzen-vitamine-und-kalte-duschen-vor-erkaeltungen-a-930332.html) Wie ist die Resonanz auf die Homepage der Plattform RespVir?

Dr. Kaiser: Die Resonanz auf die Homepage ist sehr gut. Seit Sommer 2013 hatten wir 4.200 Besucher und 9.000 Seitenaufrufe, was sehr erfreulich ist.

 

MEDEORA: Können Sie uns kurz zusammenfassen, welche Viren gerade stark vertreten sind?

Dr. Kaiser: Derzeit sind die ersten Influenza-Viren der Saison und auch RSV nachzuweisen. Wir können mit unserem Monitoring zeigen, dass die RSV-Zirkulation dieses Jahr ca. 4 Wochen später begonnen hat als im Vorjahr. Dafür sind aber zurzeit die Rhinoviren deutlich häufiger bei den hospitalisierten Patienten zu finden. Überraschend stark sind auch Parainfluenza und Coronaviren. Wir können aber nur alle Leser ermutigen unter dem angegeben Link die Häufigkeiten selbst abzufragen – noch zeitnaher geht es nicht mehr: http://rvdev.medical-dpc.com.

 

MEDEORA: Vielen herzlichen Dank für Ihren Beitrag! An wen sollen sich interessierte Laboratorien wenden?

Dr. Kaiser: Das Netzwerk ist offen für alle, die auch auf diesem Gebiet arbeiten und Daten liefern können und abrufen möchten.

 

Wenn Sie Fragen bzw. Interesse bezüglich des Netzwerkes RespVir wenden Sie sich bitte an:

Dr. Rolf Kaiser
Institut für Virologie
Universität zu Köln
Fürst Pückler Str. 56
50935 Köln
Tel. +49221 4783903
E-Mail: rolf.kaiser@uk-koeln.de
Prof. Dr. med. Ortwin Adams
Institut für Virologie
Universität Düsseldorf
Geb. 22.21, Universitätsstr. 1
40225 Düsseldorf
Tel. +49211 8114536
E-Mail: ortwin.adams@uni-duesseldorf.de

 

Wenn Sie sich für den Aufbau einer solchen Web-Anwendung für andere medizinische Fragestellungen interessieren, wenden Sie sich bitte an die MEDEORA GmbH, die diese erstellt hat und das Projekt koordiniert.

MEDEORA GmbH
Herr André Bongartz
Hansaring 1
50670 Köln
Tel. +49221 16928517
E-Mail: a.bongartz@medeora.de

 

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Autor: Cécilia Mesa, 10.01.2014